Wirksamkeit, statistisch

Es gibt seit Jahrzehnten Bemühungen die Wirksamkeit der homöopathischen Heilmethode mit naturwissenschaftlichen oder statistischen Methoden zu untersuchen.

Mit dem Thema befasst ist unter anderem die Wissennschaftliche Gesellschaft für Homöopathie (WissHom).
„Die Studien aus der Versorgungsforschung zeigen in der Summe ein erstaunlich einheitliches Bild: Patienten, die sich homöopathisch behandeln lassen, weisen klinisch relevante Verbesserungen auf.
Besonders interessant aus der Perspektive der Versorgungsforschung sind vergleichende Studien, in der die ganz normale homöopathische Arztpraxis mit der konventionellen Arztpraxis als Kontrollgruppe verglichen wird.
Die Therapieeffekte sind hierbei für die Homöopathie ähnlich gut wie in der konventionellen Medizin.“
Hier finden Sie den vom DZVHÄ zusammengestellten Überblick-mit-angaben-der-primaerquellen.
Es gibt derzeit (2016) 5 Metaanalysen die die Effekte homöopathischer Behandlung untersuchen. Lediglich Shang et al. aus dem Jahre 2005 kommen zu dem Schluss, „that the clinical effects of homoeopathy are placebo effects.“ (Abstract der Shang Studie) (Kompletter Artikel)
Der „Nicht-Homöopath“ Prof. Hahn, ein einschlägiger Experte auf dem Gebiet statistischer Wirksamkeitsuntersuchungen sieht gravierende methodische Fehler bei der Durchführung der „Shang-Studie“. (Abstract)
Hier der Originalartikel von Prof. Dr. Hahn vom Oktober 2013.

Prof. Walach kommentiert die Shang Stude wie folgt:

„Das Ergebnis dieser Analyse ist nur dann negativ, wenn man, wie die Autoren, nur die größten 8 Studien von 21 methodisch besten Studien einschließt. Für diese Entscheidung gab und gibt es kein gutes Argument. Die Entscheidung wurde nie begründet, auch nicht nachträglich. Eine Sensitivitätsanalyse, die die Auswirkungen dieser Entscheidung untersucht, unterblieb. Das widerspricht – eigentlich – jeder guten Praxis von Meta-Analysen und verletzt – eigentlich – auch die Publikationsstandards von Lancet, dem Journal, das die Arbeit publiziert hat. Eigentlich. Denn in dem Fall der Homöopathie kann man ja beide Augen zumachen. Man weiß eh, dass dabei nichts herauskommen kann, oder? Die Sensitivitätsanalyse wurde von anderen nachgeliefert [2]. Schließt man alle 110 Studien ein, ergibt sich ein klarer signifikanter Effekt. Schließt man sukzessive immer mehr Studien aus, bleibt der Effekt sehr lange stabil signifikant. Nimmt man etwa 14 Studien aus dem Ensemble der qualitätvollen 21, dann ist der Effekt immer noch signifikant. Der negative Effekt ist hauptsächlich auf eine große Studie zurückzuführen, bei der Arnica präventiv gegen Muskelkater bei Marathonläufern getestet wurde. Man kann sich sehr fragen, ob und inwiefern eine solche Studie wirklich etwas über ärztliche homöopathische Praxis aussagt. Ist eine solche Publikation ein wissenschaftlich belastbarer Befund, aufgrund dessen so weitreichende Aussagen getroffen werden sollen?“ (https://www.homöopathie-forschung.info/EASAC/

Alle übrigen 4 Metaanlysen, darunter auch die aktuellste von Mathie aus dem Jahr 2014 finden, dass die Wirksamkeit homöopathischer Behandlungen nicht durch Placeboeffekte erklärt werden können. Mathie schreibt: „Medicines prescribed in individualised homeopathy may have small, specific treatment effects. The low or unclear overall quality of the evidence prompts caution in interpreting the findings. New high-quality RCT research is necessary to enable more
decisive interpretation.“

Vor kurzem ist eine weitere Metanalysen von Mathie (Mathie 2018) publiziert worden, in der in kontrollierte randomsierten Studien die Wirksamkeit individualisierter homöopathischer Behandlung (IHT) im Vergleich mit konventioneller medizinischer Behandlung untersucht wurde. Es wurden 11 diesebzügliche Studien gefunden, nach den strengen Kriterien der Cochrane Collaboration wiesen aber alle Studien mehr oder weniger große Qualitätsmängel auf. Bei 8 Studen konnten Daten für die Metaanalye gewonnen werden. Bei 4 Studien zeigte die Metaanalyse keinen signifikanten Effekt der homöopathischen Behandlung, bei drei Studien konnte ein siginifikanter Effekt zuätzlch zu konventioneller Behandlung eingesetzter homöopathischer Behandlung gezeigt werden. In einer weiteren Studie konnte gezeigt werden, dass die homöopathische Behandlung bei Patienten mit Depression gleich wirksam ist, wie Fluoxetin, einem gängigen Antidepressivum. Mathie kommt zu dem Schluss, dass aufgrund der geringen Anzahl der Studien und aufgrund der geringen Qualität der Studien keine klare Aussage über die Wirkungen ergänzender homöopathischer Behandlungen getroffen werden können. (Due to the low quality, the small number and the heterogeneity of studies, the current data preclude a decisive conclusion about the comparative effectiveness of IHT. a.a.O. S. 2).

Es ist mit dieser Metaanalyse  der Nutzen homöopathischer Behandlung weder bewiesen, noch widerlegt.

Eine Publikation die sich regelmäßig diesem Thema widmet ist die Zeitschrift „Forschende Komplementärmedizin„. Das „Homeopathic Research Institute“ betreibt eine englischsprachige Web-Site mit akutellen Forschungsbeiträgen.

Dr. Ehrfried Pichler, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Homöopathische Medizin fasst in einem Interview zusammen: „Es gibt etwa 1500 Studien, wobei ca. 700 an Patienten durchgeführt wurden, die anderen an Tiern, Pflanzen, Zellkulturen. 50 Studen wurden nach entsprechenden Kriterien wie placebokontrollierten Randomisierten Doppelblindstudien durchgeführt. … In der Shang Stude wurden mehr als 100 homöopathische und ebensoviel konventionelle Studien ausgewertet, wobei die Metaanalyse eindeutige Ergenisse zeigte, dass die homöopathischen Arzneien sehr wohl besser wirken als Placebo.“ (Das vollständige Interview konnen Sie im Homöopathie in Österreich Newsletter 3.pdf der Österreichischen Gesellschaft für Homöopathische Medizin lesen)

Bei der Anwendung der homöopathischen Heimethode kommt es vor allem auf eine möglichst genaue Erfassung des einzelnen Patientenschicksales an. Von da her scheint mir ein gewisser Gegensatz zur statistischen Methode unvermeidbar. Bei der statistischen Methode kommt es ja gerade darauf an, durch die Betrachtung einer großen Vielzahl von Patienten, Effekte zu errechnen.
In diesem Zusammenhang werfen Kritiker der homöopathischen Heimethode immer wieder vor, dass es noch keinem Homöopathen gelungen sei, die Prämie von 1.000.000 Dollar zu gewinnen, die von James Randi ausgesetzt worden ist, falls es gelinge, paranormale Effekte wissenschalftlich zu beweisen.
Dem halte ich entgegen, dass wohl jeder Finanzvorstand eines Pharmaunternehmens bestätigen kann, dass der statistische Wirksamkeitsnachweis eines Arzneimittels normalerweise erheblich höhere Summen erfordert.
Dennoch ist es Heiner Frei, als ehemaliger Oberarzt einer Universitätsklinik gelungen, gemeinsam mit der Universität Bern in einem „Doppelblind Crossover“ Studiendesign nachzuwiesen, dass ADHS Patienten statistisch signifikant von einer homöopathischen Behandlung profitieren.

Studie von Frei.pdf:
Ich weiß nicht, ob Herr Frei sich mittlerweile an Herrn Randi gewandt hat-

Ich möchte dabei auch auf folgenden Gedanken aufmerksam machen, den Prof. Walach formuliert hat:

„Die Aussage „Homöopathie ist nichts als ein Placebo“ ist, wissenschaftslogisch
gesprochen, eine Allaussage. Und wissenschaftslogisch genügen einzelne Beispiele, die
dieser Aussage widersprechen, um sie in ihrer Allgemeinheit als ungültig zu erweisen.
Ich meine, dass die Fülle von Gegenbeispielen, die in Form von Fallgeschichten und
Anekdoten vorliegt mindestens ein Gegenbeispiel birgt, die die Aussage unplausibel
erscheinen lässt, dass Homöopathie immer und überall als Placebo anzusehen ist.“

https://www.homöopathie-forschung.info/category/klinische-forschung/) in „Ist Homöopathie nur Placebo? Pros, Cons, und einge Fälle zum Nachdenken“.

Aleksandar Stefanovic hat einge bemerkenswerte Kausistiken homöopathischer Behandlungen zusammen gestellt: „Das kann Homöopathie – Erstaunliche Heilungen, wenn die Schulmedizin nicht weiter weiß.“

Interssant ist dabei auch der folgende Aspkekt: “

Am 1. April 2014 Hat Prof. Frass von der Universität Wien im Europäischen Parlament über homöopathische Behandlung als Alternative zur Antibiotika- Therapie gesprochen. Hier eine Zusammenfassung:
Das Problem der Antibiotika ist einerseits die zunehmende Resistenzbildung gegen Keime, andererseits wird aber auch das zugrunde liegende Problem einer Infektion, nämlich die Sanierung des Terrains nicht erreicht. Als weiteres Problem ergibt sich, dass beispielsweise 90 Prozent aller Infektionen der oberen Atemwege virusbedingt sind, jedoch 75 Prozent aller Antibiotika für Infektionen der oberen Atemwege verschrieben werden. Mehrere Arbeiten in der Homöopathie zeigen einerseits, dass Homöopathie zumindest gleichwertig ist wie Antibiotika und andererseits, dass Homöopathie bei Erkrankungen, die üblicherweise mit Antibiotika behandelt werden, effektiv ist. Wissenschaftliche Untersuchungen zum Gebrauch der Homöopathie als Alternative zu Antibiotika wurden vor allem bei Infektionen der Atemwege und bei Mittelohrentzündungen durchgeführt. Eine internationale Beobachtungsstudie mit 500 Patienten mit Beschwerden des oberen oder unteren Respirationstrakts oder Ohrbeschwerden zeigte, dass 83 Prozent der Patienten mit Homöopathie eine Verbesserung erfuhren im Gegensatz zu 68 Prozent mit konventioneller Medikation. Auch hatten die homöopathisch behandelten Patienten eine schnellere Erleichterung der Beschwerden (67,3 Prozent) als die konventionell behandelten (56,6 Prozent). Mehrere randomisierte Placebo-kontrollierte doppelblinde klinische Studien mit 100 bis 200 Patienten belegen die Effektivität der Homöopathie bei Krankheitsbildern, die meist mit Antibiotika behandelt werden, etwa akute oder chronische Sinusitis, Bronchitis und Mittelohrentzündungen. (Homöopathische Nachrichten des DZVHÄ Ausgabe März 2014)

Anderseits mehren sich kritische Hinweise, dass die statistischen Wirsamkeitsnachweise allopathischer Arzneimittel manipuliert sind. („…ergab sich, dass eine statistisch signifikante Assoziation zwischen der Finanzierung durch biomedizinische Unternehmen und für die Industrie günstigen Schlussfolgerungen besteht“ Schott G. Dt. Ärztebl. Jg 107, 23.4.2010 S.279)

Schott G. et al. Finazierung von Arzneimittelstudien durch pharmazeutische Unternehmen und die Folgen Teil 1: Finanzierung von Arzneimittelstudien durch pharmazeutische Unternehmen und die Folgen, Teil 1.pdf
Schott G. et al. Finanzierung von Arzneimittelstudien durch pharmazeutische Unternehmen und die Folgen Teil 2: Finanzierung von Arzneimittelstudien durch pharmazeutische Unternehmen und die Folgen, Teil 2.pdf

Ben Goldcare untersersucht in seinem Buch „Die Pharma- Lüge“ die systematische Beeinflussung von Ärzten, Zulassngsbehörden und öffentlicher Meinung.

Einen lesenswerten Artikel der sich kritisch mit den erkenntnistheoretischen Annahmen der evidenzbasierten Medizin auseinadersezt habe ich im Ärzteblatt gefunden:
Konkurs der ärztlichen Urteilskraft.pdf„:

Sehr viel schöner, aber natürlich gänzlich unwissenschaftlich hat Novalis den unbedingten Glauben an „Zahlen und Figuren“ formuliert:

Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren
Sind Schlüssel aller Kreaturen
Wenn die, so singen oder küssen,
Mehr als die Tiefgelehrten wissen,
Wenn sich dei Welt ins freie Leben,
Und in die Welt wird zurückgegeben,
Wenn dann sich wieder Licht und Schatten
Zu echter Klarheit werden gatten
Und man in Märchen udn Gedichten
Erkennt die wahren Weltgeschichten,
Dann fliegt von Einem geheimen Wort
Das ganze verkehrte Wesen fort.

(Novalis nach Conrady 1991 S. 227)

Und Rudolf Steiner formuliert:
„Denn die Zahl ist nicht ein Mittel, etwas zu beweisen, sondern die Zahl ist gerade ein Mittel, die Menschen zu täuschen.“ (GA 193 S. 202)

Dass es mitunter nicht nur um Täuschung geht, sondern auch um ganz handfeste wirschaftliche Interssen kann den Recherchen von Goetsche entnommen werden. Zitat aus Prof. Walachs Buchbesprechung: „O-Ton zu Prozac, einem der bekanntesten SSRIs: “It’s a terrible drug and senior management in Lilly wanted to shelve it. But Lilly had a problem. It was in serious financial trouble, and if Prozac failed, Lilly could ‘go down the tube’” (p. 202).
Bereits in den 80er Jahren war den Insidern bekannt, dass Prozac tödliche Nebenwirkungen hat, vor allem erhöhte Selbstmordraten, genau das, was man eigentlich verhindern wollte.